Studieren mit Kind

Ein Erfahrungsbericht

Derzeit schreibe ich meine Masterarbeit im Studiengang „Media and Communication Studies“. Im Gegensatz zu meinen Kommiliton:innen, die ihr Masterstudium innerhalb der Regelstudienzeit absolvierten, entschied ich mich für zwei Urlaubssemester, da ich während meines Studiums ein Kind bekam.

„Studieren mit Kind: Wie funktioniert das?“

Diese Frage begegnet mir immer wieder. Denn viele Menschen zeigen großes Interesse daran, zu erfahren, was es bedeutet, mit Kind zu studieren und wie man das alles unter einen Hut bekommt. Glücklicherweise gibt es von Seiten der Hochschulen und Universitäten eine Fülle an Unterstützungsmöglichkeiten für studierende Eltern. Für die Elternzeit können Urlaubssemester beantragt werden und verschiedene Stellen stehen zur Beratung zur Verfügung. Einige Hochschulen und Universitäten bieten sogar Betreuungsmöglichkeiten an oder unterstützen aktiv bei der Suche nach einer passenden Betreuung. Studieren kann also durchaus familienfreundlich gestaltet werden, vorausgesetzt, man kennt die vorhandenen Möglichkeiten.

„Wie schaffst du das alles? Studium und Kind?“ Tatsächlich fällt mir das erstaunlich leicht.

Seitdem ich Mutter geworden bin, sind meine Tage mit Leben und Aktion gefüllt. Die Zeit, in der das Kind in der Betreuung ist, wird nicht verschwendet, sondern sinnvoll genutzt. Man lernt diese Zeit zu schätzen. Es beginnt eine Phase der Priorisierung: Was ist mir wirklich wichtig? Die Zeit zum Lernen und Arbeiten habe ich nur, wenn mein Kind in der Kita ist, also nutze ich sie optimal.

Ich wurde schwanger, als ich bereits alle Klausuren meines Masters erfolgreich abgeschlossen hatte. Vor mir lagen nur noch eine Hausarbeit, ein Semester mit Selbststudium und abschließendem Kolloquium sowie die Masterarbeit. Seit meiner Rückkehr aus den Urlaubssemestern habe ich gelernt, die Zeit zum Lernen viel intensiver zu nutzen und strukturierter vorzugehen. Zu Beginn meines Masters habe ich zwar viel gelernt, aber auch oft Zeit vergeudet. Nun nutze ich meine Lernzeit effektiver und arbeite zielgerichteter. Warum? Weil ich muss. Seitdem fällt mir das Studium viel leichter. Es ist mir sogar möglich, zusätzlich zweimal pro Woche nebenbei zu arbeiten, was mir einen willkommenen Ausgleich schenkt.

Tipp: Viele Universitäten haben Stellen eingerichtet, die über das Studium mit Kind informieren.

„Das Studium ist die beste Zeit deines Lebens, aber mit Kind ist das Leben doch vorbei?!“

Nein, das Leben ist keineswegs vorbei – es ist einfach anders. In gewisser Weise hat mein Leben erst so richtig begonnen, seit ich Mutter bin.

Vor der Geburt meines Kindes absolvierte ich meinen Bachelor und die Hälfte meines Masters, einschließlich eines Auslandssemesters. Ich habe gefeiert, bin gereist und habe Vorlesungen mal müde und mal voller Energie besucht. Heute feiere ich immer noch, während mein Kind anderweitig liebevoll betreut wird. Ich reise sogar mehr als zuvor und schreibe gleichzeitig meine Masterarbeit. All das ist möglich – man muss nur alles besser planen.

„Würdest du das wieder so machen?“ Absolut!

Zu manchen Zeitpunkten meines Masterstudiums hätte ich diese Frage vielleicht nicht mit einem klaren „Ja!“ beantwortet. Doch im Nachhinein bin ich durchaus dankbar dafür, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe. Denn mit den Jahren wurde mir bewusst, welches Geschenk mir das „Studieren mit Kind“ beschert hat: Zeit. Zeit mit meinem Kind.

Durch mein Studium hatte ich die Möglichkeit, diese kostbaren Jahre, in denen mein Kind noch klein ist, intensiv mit ihm zu ver-bringen. Es verlangt Struktur, Planung und die Einhaltung eines eigenen Lernplans, aber im Vergleich zur Arbeitswelt ist man als Studierende viel flexibler. Für mich war die Zeit mit meinem Kind von großer Bedeutung. Ich bin mir sicher, dass (fast) kein Job der Welt mir so viel Zeit mit meinem Kind hätte ermöglichen können wie mein Masterstudium. Das Studium mit Kind ist also nicht das Ende des Lebens – es ist ein neuer Anfang, der es ermöglicht, die eigenen Interessen mit einer wachsenden Familie zu vereinen. Es erfordert zwar manchmal mehr Einsatz und Disziplin, aber es ist eine wertvolle Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Marie studiert Media and Communication Studies

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