Wie sinnvoll ist es, seiner Bewerbung um ein Master-Studium zu Examensurkunden und Motivationsschreiben zusätzlich ein Empfehlungsschreiben hinzuzufügen? Auf diese Problematik ging das Magazin ZEIT CAMPUS in seiner Online-Ausgabe im April 2010 ein.
Empfehlungsschreiben: Erheblicher Aufwand
Fakt ist: Einige Hochschulen verlangen neben den üblichen Zeugnissen mittlerweile ein von einem Professor ausgestelltes Empfehlungsschreiben. Es sollte eine aussagefähige Darstellung persönlichen Qualifikationen und Leistungen des Bewerbers enthalten.
Doch für die Beteiligten (Dozenten ebenso wie Studenten) bedeutet diese Forderung: Zwei Schreiben pro Uni und etwa fünf Bewerbungen pro Student, und damit ein erheblicher Aufwand an Schreibarbeit. Gerade in großen Fachbereichen könne die Frage nach der Persönlichkeit des Kandidaten nicht hinreichend beantwortet werden. Die Professoren würden ja selbst die sehr guten Studenten kaum kennen.
Genau im zeitlichen Aufwand läge der Auswahlprozess, den sich die Anbieter von Masterpogrammen wünschten: Schließlich würde nur den wirklich guten Studenten ein Empfehlungsschreiben ausgestellt, argumentieren die Befürworter.
Kritiker: Kaum einen Wert
Aus Sicht der Kritiker hätten solche Schreiben ohnehin kaum einen Wert: Die Bachelorzeugnisse enthalten Angaben zu Noten und zu den gewählten Spezialisierungen. Die Lebensläufe geben Auskunft über das Engagement außerhalb der Uni. Diese Informationen könnten die ausstellenden Professoren nur neu verpacken, aber nichts hinzufügen.
Empfehlungsschreiben sind vor allem in den angelsächsischen Ländern üblich. Dort werden sie unter anderem dadurch möglich, dass durschnittlich weniger Studenten auf einen Professor kommen und somit tatsächlich Aussagen über die persönliche Eignung des Bewerbers gemacht werden können.
Abhilfe durch Software?
Zeitersparnis verspricht jetzt eine neue Software. Das vermeldete Anfang 2011 der Berliner Tagesspiegel. Entwickelt wurde es von Markus Koetzle, einem ehemaligen Studenten der Betriebswirtschaft, Schwerpunkt Management. Bereits seit einem Jahr benutzten Professoren dern Universität Frankfurt a.M. Koetzles Programm, mit dessen Hilfe sich Empfehlungsschreiben wesentlich schneller als bisher erstellen ließen: Statt wie bisher zwei bis drei Wochen dauere die Prozedur nunmehr einen Tag.
- Online-Formular
Das Empfehlungsschreiben beruht auf einem Formular, das die Studenten online ausfüllen, und dazu persönliche Daten, Noten und Leistungsnachweise ihrer Kurse angeben. Die Sekretärin des jeweiligen Professors prüft die Angaben, klickt auf “Empfehlung schreiben” und lässt das System damit automatisch ein Empfehlungsschreiben verfassen.
Je nach Note werden unterschiedliche Grade von Empfehlungen, also verschiedene Formulierungen, verwendet. Heraus kommt ein ein- bis zweiseitiger Text, der den Antragsteller bei den richtigen Noten für die angestrebte Aufgabe empfiehlt.
- Kritik an der Kritik
Nun soll die Software auch an weiteren Hochschulen Einzug erhalten. Doch auch hier, z.B an der Freien Universität Berlin, regen sich wiederum Gegenstimmen: Schließlich zählten bei der Zulassung zu einem Master-Programm nicht nur Noten, sondern auch soziales Engagement, ebenso wie die persönliche Einschätzung des Gutachters. In den meisten Fällen seien ohnehin nur Professoren als Gutachter zugelassen, weil man bei ihnen eine gewisse Menschenkenntnis und Lebenserfahrung voraussetze. Genau das könne ein System unmöglich leisten …
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