Bachelor – und dann?

Das Alter der Absolventen nach unten zu korrigieren und junge Akademiker mit einem praxisorienterten Studium auf die Berufswelt vorzubereiten, hatten sich die Teilnehmer der Bologna-Konferenz 1999 auf die Fahnen geschrieben.

Bachelor: Akzeptanz steigt, aber…

Die gute Nachricht zuerst: Die Akzeptanz von Bachelor-Absolventen bei Arbeitgebern steigt langsam, aber sicher. Laut  Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft räumte bereits 2007 die große Mehrzahl der Unternehmen den Jung-Akademikern die gleichen Karrierechancen ein wie anderen Hochschulabsolventen.

Zwar sind Großunternehmen, und vor allem diejenigen mit internationaler Belegschaft, meist schon besser auf die Absolventen der neuen Studiengänge vorbereitet, doch gehen auch immer mehr Berufsverbände in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereichen das Thema immer offensiver an.

Doch auch, wenn nach dem Ende von Magister und Diplom die neuen Examinierten von potenziellen Arbeitgebern immer seltener mit Studienabbrechern gleichgesetzt werden, sorgt die Tatsache, dass viele Fächer nicht auf ein konkretes Berufs- oder Betätigungsfeld vorbereiten, vielerorts für Unsicherheit. Nur selten finden Bachelor spezielle Stellen oder Einstiegsprogramme vor. Stattdessen hängen die Einstiegsmöglichkeiten der Absolventen in erster Linie von ihren individuellen Qualifikationen ab.

Berufsbilder für Bachelor-Absolventen

Die Qualifikationsanforderungen des Arbeitsmarkts ändern sich heute sehr schnell, so dass auch eine Vorhersage sehr schwer möglich ist. Einige Branchen sind für Bachelor-Absolventen offen, weil es hier gute Möglichkeiten des Berufseinstiegs für Akademiker in einem assistierenden Bereich gibt. Dies gilt insbesondere in Wachstumsbranchen (z.B. erneuerbare Energien, Abfallwirtschaft, Nano-und Biotechnologie).

Bachelor vs. Staatsexamen

Nach wie vor umstritten ist die Einführung des Bachelor-/Master-Systems für Fächer, die vor den Beruf das Staatsexamen zwingend vorausetzten: Jura, Medizin, Lehramt. Kritiker werfen dem Bologna-Studiengängen vor, die notwendigerweise generalistische Ausbildung von Ärzten, Juristen und Lehrern mit der verkürzten Studienzeit zu beschneiden.

Das vermittelte Wissen der Bachelor und Master allein werden der Verantwortung der zu besetzenden Positionen nicht gerecht. “Wohin mit den Bachelor-Absolventen, wenn es keinen Arbeitsmarkt für sie gibt?”, fragte bereits 2005 das Nachrichtenmagazin Der Spiegel in seiner Online-Ausgabe. “Einerseits treibt der Staat den Umbruch voran. Andererseits lässt er als der größte Arbeitgeber in Studiengängen mit Staatsexamen die Studenten über ihre Berufsperspektive im Unklaren.”

Vorteil breites Spektrum an Berufen

Für die übrigen Studiengänge gilt: Wer eine akademische Ausbildung absolviert, qualifiziert sich damit für ein breiteres Spektrum an Berufen und erhöht somit die Chancen, eine Arbeit zu finden. Wer sein Berufsziel kennt, sollte sich erkundigen, welche Wege zu diesem Ziel führen.

Masterstudium – die Mehrheit macht ihn

Sechs bis acht Semester reichen den meisten Jung-Absolventen offensichtlich nicht aus, um sich in ausreichendem Maß auf das Berufsleben vorbereitet zu fühlen. Ein Schluss, der nahe liegt angesichts einer Studie, die das Bundesministerium und Forschung und Bildung im Herbst 2010 in Auftrag gegeben hat. Demnach studieren mehr als drei Viertel der Bachelor-Absolventen nach ihrem Abschluss weiter. 90 Prozent von ihnen in einem Masterstudiengang.

Prinzipiell soll Sie der Bachelor-Abschluss auf die Arbeitswelt vorbereiten. Obwohl noch immer bei einigen Arbeitgebern Skepsis gegenüber den “Turbo-Studiengängen” herrscht, hat sich die Akzeptanz im Allgemeinen verbessert. Die Alternative zum Start ins Berufsleben ist nach wie vor das Master-Studium.

Master Konsekutiv oder Nicht-Konsekutiv?

Im Gegensatz zum Bachelor liegt der Schwerpunkt eines Masterstudiums auf der wissenschaftlichen Komponente eines Fachgebiets. Anders als bei den bisherigen Abschlüssen haben Sie die Wahl: Sie können Sie das bereits erworbene Studienwissen vertiefen (=konsekutives Masterstudium) oder durch Kenntnisse aus einem anderen Bereich theoretisch ergänzen (=nicht-konsekutives Masterstudium).

Doch zu den Prämissen des Bologna-Prozesses gehört unter anderem, das Lebenlange Lernen zu fördern. Somit ist es auch möglich, zunächst ein Bachelor-Studium zu absolvieren, dann eine Zeitlang praktische Erfahrung im Berufsleben zu machen und sich anschließend mit einem Master-Studium weiter zu qualifizieren (nicht zuletzt, weil die Gehaltsaussichten danach oftmals um einiges steigen).

Regelstudienzeit und Leistungspunkte des Masters

Das Master Studium kann zwischen zwei und vier Semester dauern und entspricht einem Leistungsumfang von 90 bis 120 Leistungspunkten (ECTS). Aufbauend auf der Regelstudienzeit des vorhergehenden Bachelor-Studiengangs sollte ein Gesamtstudium jedoch nicht länger als zehn Semester dauern.

Abschlüsse und Titel des Masters

Analog zu den Bachelor-Abschlüssen können Sie als Master zum Beispiel folgende Titel erwerben:

  • Master of Arts (M. A.): Geistes- und Sozialwissenschaften, Sprach- und Kulturwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften
  • Master of Science (M. Sc.): Ingenieurswissenschaften, Natur- und Wirtschaftswissenschaften,  Mathematik, Informatik, Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften, Psychologie
  • Master of Engineering (M. Eng.): Technische Studiengänge (u.a. Maschinenbau, Informatikund Elektrotechnik, Energie- und Sicherheitstechnik)
  • Master of Laws (LL. M.): Wirtschaftsrecht
  • Master of Fine Arts (M. F. A.): Bildende Künste
  • Master of Music (M. Mus.): Musik
  • Master of Education (M. Ed.): Pädagogik
  • Master of Business Administration (MBA): Management

Keine Karriere-Garantie mit dem Master

Viele Absolventen schließen ein konsekutives Master-Studium direkt an das Bachelor-Examen an. Nicht nur, weil Lehrinhalte im Rahmen eines Vollzeit-Studiums optimal vermittelt werden können. Auch die finanzielle Umstellung in dieser Zeit ist nicht so gravierend wie wenn Sie für ein Masterprogramm eine Auszeit vom Beruf nehmen müssten. Darüber hinaus wird Master-Absolventen allgemein bessere Berufsein- und aufstiegschancen eingeräumt.

So wird von Ingenieuren oder Naturwissenschaftlern häufig der Master erwartet, insbesondere in den Bereichen Forschung und Entwicklung, während in Marketing, Vertrieb oder IT auch Bachelorabsolventen beschäftigt werden. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang ist auch: Welche Position im Unternehmen strebe ich an?

Masterabsolventen qualifizieren sich zwar prinzipiell für höher dotierte Stellen, eine Garantie oder ein Anspruch lässt sich daraus jedoch nicht ableiten. Und nicht zuletzt verfügen Ihre Bachelor-Kollegen zum Zeitpunkt Ihrer Bewerbung zwei bis vier Semester praktische Berufserfahrung mehr als Sie.

FH Bachelor: Master neben dem Beruf

Dazu wurden 33.000 Bachelor-Absolventen anderthalb Jahre nach ihrem Abschluss befragt: So entschieden sich 78 Prozent für ein weiterführendes Studium,  wiederum 90 Prozent von ihnen nahmen einen Master-Studiengang auf. An den Fachhochschulen entschieden sich 43 Prozent der Absolventen für ein anschließendes Studium entschieden, knapp die Hälfte davon berufsbegleitend für einen Master-Studiengang.

Master im Ausland auf dem Vormarsch

Die Studie verzeichnete außerdem einen erheblichen Anstieg von Auslandszeiten der Bachelor- und Master-Studierenden. Mehr als ein Viertel der Bachelor- und Masterstudierenden unternahmen einen Auslandsaufenthalt während ihres Studiums. Im Vergleich zu den alten Studiengängen ein Anstieg um 50 Prozent.

Etwas weniger beliebt aber immer noch für einige attraktiv durch einen zeitlich und damit auch finanziell begrenzten Aufenthalt ist ein Masterstudium im Ausland. Mit Hilfe eines Masters im Ausland kann einerseits ein (international gültiger) Studienabschluss erworben werden und andererseits die internationalen Erfahrungen und Sprachkenntnisse erweitert werden.

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