Im talk mit … Alexander Krößner

Geschäftsführer der DIN-Event GmbH in Dinslaken und Vorsitzender des Prüfungsausschusses für Veranstaltungskaufleute der IHK Bonn.

Was macht die Veranstaltungsbranche in deinen Augen interessant?

Veranstaltungskaufleute sind sehr kreative Menschen, die Herausforderungen anpacken und Lösungen finden müssen. Das macht diesen Beruf so faszinierend anders, weil nicht nur das Büro, sondern auch die Veranstaltungshalle – ob groß, ob klein – oder die Open-Air-Fläche unser Arbeitsplatz sind.

Vielseitigkeit ist das Motto der Veranstaltungsbranche: Vom Abiball zum Konzert, von der Organisation einer Messe zum Theaterabend – all das und noch mehr macht die Branche liebenswert.

Wie sehen die Tätigkeitsfelder aus?

Die Kaufleute lernen neben den grundlegenden Basics auch die kaufmännischen Besonderheiten – unter anderem Künstlersozialversicherung, Veranstaltungsrecht, Veranstaltungssicherheit – kennen, dazu das Kalkulieren von Projekten und die Auswahl von gezielten Marketingmaßnahmen. Die Techniker setzen sich mit der aktuellen Ton-und Lichttechnik auseinander, berechnen zum Beispiel Strommengen für Open-Air-Veranstaltungen, befassen sich mit statischen Vorgaben und lernen Abläufe zu erstellen.

Es muss aber auch gesagt werden, dass Menschen in der Veranstaltungsbranche oft dann arbeiten, wenn Freunde oder Freundinnen feiern und das Wochenende genießen. Wir als „Spaßmacher“ sind die, die Freizeit ermöglichen, die auch bis tief in die Nacht arbeiten, aber dann Freizeit genießen können, wenn das Gros der Arbeitnehmer im Büro sitzt oder an der Werkbank steht. Das muss man wollen.

Welche Hard Skills und welche Soft Skills muss man mitbringen?

Ich glaube, einer der größten Schlüssel ist die Bereitschaft zur Teamarbeit. Ohne Team geht in unserer Branche nichts. Darüber hinaus sind technische Affinität, handwerkliches Geschick und ein Interesse für kaufmännische Zusammenhänge zwingend. Flexibilität, Humor, Ausdauer und ein Gespür, zu erkennen, wann am Veranstaltungstag was gebraucht wird und wer aus dem Team Hilfe gebrauchen kann.

Habt ihr auch mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen?

Hier hat Corona massiv Spuren hinterlassen. Bis zum Beginn der Pandemie gab es einen ausgewogenen Mix an festangestellten Mitarbeitenden und den sogenannten Freelancern, also Technikern, Bühnenbauern etc., die immer wieder die verschiedenen Aufführungen in unserer Branche unterstützten.

Mit Corona gab es hier einen Bruch. Zum Teil einen dramatischen Bruch, da einige Freelancer den Markt komplett verlassen haben und die Auszubildenden keine echte Chance hatten, in ihrer Ausbildung Erfahrung zu sammeln. Gleichzeitig gab es einen gravierenden Rückgang von Auszubildenden, der sich nur langsam wieder ausgleicht.

Wir brauchen dringend Fachkräfte in der Veranstaltungswirtschaft. Und daher kann ich nur sagen: Bewerbt euch! Lasst euch als technische oder kaufmännische Mitarbeitende ausbilden und freut euch auf einen Job, der abwechslungsreicher kaum sein könnte.

Wie hat sich das Recruiting in der Veranstaltungsbranche in den letzten fünf Jahren verändert?

Ein Recruiting erfolgt unter anderem über den Besuch von Ausbildungsmessen, Präsenz in den sozialen Medien, Stellenportale über die Verbände oder über klassische Anzeigenschaltungen. – Im Großen und Ganzen wie gehabt, vielleicht ein wenig penetranter und breiter gestreut.

Wo überschneiden sich eure Personalsuche und das Marketing?

Wo früher eine Anzeige „0815“ zum Teil ausreichend war, muss heute mit gestylten Werbeanzeigen oder professionellen Facebook-Posts auf die Personalsuche hingewiesen werden. Ebenso müssen in jeder Stellenausschreibung bestimmte Schlagworte wie die Besonderheiten des Unternehmens, das aufmerksame Begleiten und Beachten der Work-Life-Balance und sonstige Features benannt werden. All das verlangt, dass sich die Marketingabteilung Gedanken darüber macht: Wie verkaufen wir unser Unternehmen am besten? Wie stellen wir sicher, dass wir ein attraktiver Arbeitgeber sind?

Die ‚alten Hasen’ müssen dem Nachwuchs eine Chance geben. Das bedeutet, dass sie ihm zuhören und ihn von Anfang an mit in die Planung einbeziehen.

Über welche Kanäle bekommt ihr die meisten Bewerbungen?

In der Tat rekrutieren wir unser Personal nach wie vor über die Kommunikation in der lokalen Szene, am Ort der Veranstaltungshalle oder der Kultur-Location. Ebenso erfahren wir großes Feedback über die sozialen Medien.

Welchen Rat gebt ihr Bewerber:innen?

Wir als Stellenbesetzer:innen wollen spüren, ob wir es mit kreativen Bewerber:innen zu tun haben und ob bereits ein Zugang in den Bereich der Veranstaltungswirtschaft vorliegt. Zudem müssen ein paar Vorgaben erfüllt sein: Führerschein, Volljährigkeit, gerne Abitur. Ansonsten wünschen wir uns eine offene, kreative Bewerbung.

Und wenn das als Rat zu sehen ist, dann dieser Hinweis: Versucht eure Interessen herauszufiltern, macht euch ein Bild über Konzerthallen und Messegesellschaften, bittet um ein vorgelagertes Praktikum im Ausbildungsbetrieb, arbeitet als Aushilfe in der Branche, schaut auf die Internetseiten der Verbände und seid flexibel – sowohl beim Ausbildungsort als auch im Betrieb.

In der Bewerbung muss klar werden, warum gerade diese Person die geeignete ist, um den Job zu bekommen.

Und was sind absolute No-Gos?

No-Gos sind E-Mails mit der Begrüßung „Hallo“ und dann nichts weiter, grammatische Unzulänglichkeiten oder der Hinweis, dass man „bereits alles gemacht hat“, was in der Branche üblich ist. Das ist unglaubwürdig, wenn man sich direkt nach dem Abitur um einen Ausbildungsplatz bewirbt.

Wichtig ist einfach das spürbare Interesse der Bewerber:innen. In der Regel lässt sich das beim Lesen der Bewerbung feststellen. Ebenso wichtig ist das Wissen, dass unsere Branche nicht immer ein 9-to-5-Job ist.


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